„Daraus entsteht eine atmosphärisch dichte, von großer Nähe geprägte Reflexion über die spannende Frage, was Erfolg eigentlich bedeutet. Ist es eine Niederlage, als Busfahrer zu enden? Vielleicht nicht, die Frage geht an den Zuschauer. ´Nachspiel´ weitet den Horizont weit über die Fußballwelt hinaus.“
programmkino.de
TRAILER
Pressestimmen
„Christoph Hübner und Gabriele Voss lassen hinter den konkreten Geschichten der Porträtierten universell menschliche Themen aufscheinen. Mit ihrer klaren und ruhigen Filmsprache geben sie keine Antworten vor, sondern laden den Zuschauer ein, sich seinen eigenen Reim auf die entscheidenden Wegmarken des Lebens zu machen.“
„Ausgespuckt vom System: Diese Doku zeigt eindrucksvoll, wie Menschen in der gnadenlosen Leistungsgesellschaft des Fußballs zu überleben versuchen.“ cinema.de
„Christoph Hübner und Gabriele Voss finden einen sehr persönlichen Zugang zu ihren Protagonisten, im Lauf der Jahre ist eine Vertrauensbasis entstanden. Zugleich ist ´Nachspiel´ auch eine Reflexion über Veränderungen in der beliebtesten Nebensache der Welt: Fußball ist heute ein datengetriebener Extremsport. Und jedes Jahr machen sich viele neue Jugendliche großen Hoffnungen.“ tip Berlin
„Dank der beeindruckenden Vielschichtigkeit der Beobachtungen zählt »Nachspiel« zu den interessantesten Fußballdokumentationen der vergangenen Jahre.“ epd-film.de
„Der einfühlsam gefilmte Abschluss einer filmischen Trilogie lässt die drei Sportler auf ihr Leben und ihre Karriere zurückblicken, nimmt sich aber auch Zeit für die Verheißungen ihrer jeweiligen Gegenwart. Dabei kommt keine Bitterkeit auf, sondern es werden gelungene Lebenslinien erkennbar.“ Filmdienst
CAST
Mit
Florian Kringe
Heiko Hesse
Mohammed Abdulai
Lars Ricken
Edwin Boekamp
CREW
Buch und Regie Christoph Hübner & Gabriele Voss
Kamera Christoph Hübner
2. Kamera Sebastian Behler, Bernd Schoch
Drohnenkamera Thomas Eichhorn
Ton Philip Forberg, Michael Arens, Gabriele Voss
Tonmischung Stefan Korte
Montage Gabriele Voss
Sounddesign Guido Zettier, Michael Nguyen
Musik Jörg Follert
Redaktion Jutta Krug / WDR
Produzenten Erik Winker, Martin Roelly / Corso Film
Eine Produktion von CORSO Film
in Zusammenarbeit mit Christoph Hübner Filmproduktion
in Koproduktion mit dem WDR
gefördert von Film- und Medienstiftung
und dem Deutschen Filmföderfonds.
Regiestatement
Nach zwei Filmen über die frühen Karrieren junger Fußballtalente von Borussia Dortmund (DIE CHAMPIONS) und ihre – nicht immer sanfte – Landung in der Alltagsrealität des Profifußballs (HALBZEIT) stellen wir nun mit NACHSPIEL den dritten und letzten Film unserer „Trilogie des Fußballer-Lebens“ vor. Das Thema ist dieses Mal das Ende der Karriere und die Rückkehr in den ‚normalen’ Alltag.
Wie geht man mit einem solchen Übergang um? Wie kann man, nachdem der Traum, für den man lebte, ausgeträumt ist, ein zweites Leben beginnen? Nach einem Leben, das ständige Herausforderung war, das in schnellem Wechsel Erfolge und Niederlagen bereit hielt? Wie setzt man sich neue Ziele, wenn es nicht mehr darum geht, der Erste, der Beste, der Schnellste zu sein? Was bleibt vom Fußball? Was nimmt man in das neue Leben mit? Als wir das Projekt begannen, stellten wir allen die Frage: was zählt am meisten für den Erfolg? Talent, Wille, Glück? Bald stellte sich heraus: Talent allein reicht nicht. Aber was zählt dann? Und wie sehen die Spieler das heute, nachdem ihre Karriere beendet ist? Loslassen, Abschiednehmen und etwas Neues beginnen. Ein Thema, das viele angeht. Wendepunkte im Leben hatten für das dokumentarische Kino schon immer ihren Reiz. Und wenn man Protagonisten so lange begleitet wie wir und sich dabei ein Vertrauensverhältnis entwickelt hat, wird ein sehr persönliches und nahes Erzählen möglich. Der Zeitraum von zwanzig Jahren erlaubt zudem einen genaueren Blick auf das, was Fußball heutzutage ist und wie er sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Einen Blick auf seine Faszination, aber auch auf seine Gnadenlosigkeit, auf seine schönen, aber auch seine schwierigen Seiten.
Am Ende ist dieses Projekt kein reines Fußballprojekt. Tatsächlich spiegelt sich im Fußball die Realität unserer Leistungsgesellschaft, drastischer vielleicht und direkter als in anderen Lebensbereichen. Dieser doppelte Reiz, die Begleitung individueller Fußballer-Biografien und zugleich die Auseinandersetzung mit allgemeinen Lebensfragen macht das Projekt für uns außergewöhnlich und spannend – und für den Zuschauer hoffentlich auch.
Christoph Hübner, Gabriele Voss
Interview
Christoph Hübner & Gabriele Voss
mit Bert Rebhandl
Nachspiel ist der dritte Teil einer Film-Trilogie, die 2003 mit Die Champions begann. 2010 kam der Mittelteil HalbZeit heraus. War das ganze Projekt von Beginn an als Trilogie geplant?
Christoph Hübner: Zunächst einmal nicht. Für den ersten Film Die Champions haben wir vier junge Talente begleitet, um zu sehen, ob sie den Sprung in die Profimannschaft schaffen und eine Fußballkarriere machen. Das ging über drei Jahre und war eigentlich selbst schon ein Langzeitprojekt.
Gabriele Voss: Dabei hast Du damals öfter gesagt, dass es schön wäre, wenn man am Ende der Fußballerkarriere noch einmal schauen könnte, was aus den Spielern geworden ist, 15, 20 Jahre später. Das war damals noch kein konkretes Vorhaben, aber diese Perspektive, am Ende noch einmal hinzuschauen, war schon da.
Christoph Hübner: Die Champions war eine so intensive Erfahrung, dass das Interesse an den Protagonisten danach nicht nachgelassen hat. Nachdem der Film auch im Fernsehen mit großer Resonanz lief und häufiger wiederholt wurde, war auch der WDR interessiert, einen zweiten (und später einen dritten) Film zu machen.
War es schwierig, die Protagonisten noch einmal zur Mitarbeit zu bewegen?
Christoph Hübner: Es war so, dass wir mit einigen der Protagonisten, vor allem mit Florian Kringe und Heiko Hesse, immer in Kontakt geblieben sind. Mit Heiko Hesse, der eine andere Karriere als im Fußball gemacht hat, relativ häufig, mit Florian Kringe immer dann, wenn irgendwelche Veränderungen anstanden. Wir haben inoffiziell immer auch weiter gedreht. Zu Mohammed Abdulai hatte ich zwischendurch den Kontakt verloren, der war ja dann in Bangladesch und anderswo gewesen. Ich habe ihn aber dann wiedergefunden unter der alten Adresse. Da bin ich eines Tages einfach mal hingefahren, am Klingelschild stand noch Abdulai, und so haben wir den Kontakt wieder aufgenommen und er war auch bereit, weiter mitzumachen. Die Erfahrung mit Die Champions hatte den Spielern Vertrauen gegeben. Als wir dann offiziell mit HalbZeit begonnen haben, war klar: wenn wir einen zweiten Film drehen, dann soll es auch einen dritten geben, zum Ende der Karrieren. So stand NACHSPIEL im Grunde schon fest. Wir begannen den dritten Film als Florian Kringe, der es am weitesten geschafft hat und am längsten Fußball gespielt hat, seine Karriere beendet. Nachspiel beginnt mit seiner Verabschiedung beim FC St. Pauli im Jahr 2015.
Mohammed Abdulai ist bei allen drei Filmen dabei. Heiko Hesse auch. Zwei Protagonisten kamen aber auch abhanden.
Christoph Hübner: Begonnen haben wir mit vier Spielern aus der A-Jugend: Mohammed Abdulai, Francis Bugri, Claudio Chavarria und Heiko Hesse. Gedreht hatten wir damals auch schon mit Florian Kringe, der aber noch in der B-Jugend spielte. Bei Die Champions hatten wir mit zehn oder elf besonders begabten Fußballern begonnen, am Schluss haben wir schließlich die vier in den Vordergrund gestellt, nicht nur, weil sie besonders begabt waren, sondern auch, weil wir für den Film unterschiedliche Charaktere haben wollten. In HalbZeit kam noch Florian Kringe dazu, weil er inzwischen den größten Sprung gemacht hatte. Er war für 2 Jahre nach Köln ausgeliehen worden, kam dann zu Borussia Dortmund in den Profikader zurück und war seitdem mehr oder minder Stammspieler. Mit Florian Kringe hatten wir jemand, der es ganz nach oben schafft. Das war wichtig auch deswegen, weil Francis Bugri, die Hoffnung des ersten Films, im Verlauf der Jahre eher einen Knick in der Karriere hatte. Sein Weg verlief nicht so, wie wir dachten, und wie er selbst sich das vorgestellt hatte. Heiko war für uns interessant, weil er viel mit dem Willen macht. Er startete schon während Die Champions eine andere Karriere.
Gabriele Voss: „Mohammed ist ein mannschaftsdienlicher Spieler“, hieß es immer, und er ist auch ein „ filmdienlicher“ Protagonist mit seinem Charme und seiner positiven Einstellung. Claudio war interessant, weil er eher seine Emotionen zeigte. Die anderen hatten schon ein Stück weit gelernt, ihre Emotionen zu beherrschen und professioneller aufzutreten. Claudio gelang das häufig nicht, man sah ihm oft am Gesicht schon an, wie es ihm ging.
Ihr konntet euch anfangs nicht sicher sein, dass es überhaupt einer eurer Protagonisten ganz bis in die Spitze schafft. Florian Kringe ist ein Glücksfall für die Trilogie. Wie kam es, dass er bis zuletzt dabei blieb?
Christoph Hübner: Sympathie ist immer eine Voraussetzung dafür, dass man sich vertraut. Auch die Erfahrung mit Die Champions war für die Spieler wichtig, ebenso wie für den Verein, wir haben gezeigt, dass niemand in die Pfanne gehauen wird, obwohl es ja kein unkritischer Film ist. Das ist eine große Frage im Dokumentar lm: wie schafft und wie hält man dieses Vertrauen? Florian Kringe ist ein sehr geradliniger Charakter. Er hat sich von seinem Erfolg nicht den Kopf verdrehen lassen. Die Fans haben ihn dafür sehr gemocht. Und so hat er auch bei uns bis zum Schluss zu seiner Zusage gestanden. Heute machen die Spieler immer mehr auch schlechte Erfahrungen mit den Medien. Zitate werden mit bestimmten Absichten benutzt, es werden Konflikte hochgeredet mit zum Teil sehr zweifelhaften Methoden. Die Spieler werden dann vorsichtig. Ihre Sprache verändert sich und wird unpersönlicher. Es war gut, dass wir schon so früh mit dem Projekt angefangen haben. Wir hatten von Anfang an ein Übereinkommen, wenn jemand sagt: das soll nicht in den Film, dann halten wir uns dran.
Müssen wir es als eine Art Auslese sehen, dass nun nur noch drei Spieler im Fokus stehen?
Christoph Hübner: Mit den fünf Spielern in HalbZeit hatten wir das Gefühl, an der Grenze des parallel Erzählbaren angelangt zu sein. Damals mussten wir auch sehr oft den Schauplatz wechseln, weil die Spieler inzwischen in der ganzen Welt verstreut waren. In Nachspiel wollten wir uns mehr Zeit für einzelne Spieler nehmen, auch, weil wir noch einmal auf die ganze Karriere zurückschauen wollten. So haben wir uns für die drei Protagonisten entschieden.
Was seht ihr am Fußball, das generell zu eurem Interesse an der Welt passt?
Gabriele Voss: Ich habe von Anfang an im Fußball schon auch einen allgemeineren Aspekt gesehen, nämlich die Frage: Was heißt es, nicht nur im Sport, sondern darüber hinaus auch im Leben ein Gewinner oder Verlierer zu sein? Wenn man den Film Die Champions gesehen hat, sieht es so aus: Francis Bugri schafft es bis zu den Pro s, er scheint der Gewinner. Claudio Chavarria wird beim BVB rausgeschmissen und geht zurück nach Chile, er ist der Verlierer. Man kommt aus dem Film und denkt, so ist es. Nach dem Film HalbZeit sieht die Sache aber schon ganz anders aus und in Nachspiel dann noch einmal anders. Mohammed ist als Fußballer vielleicht gescheitert, dennoch sagt er zum Schluss, er sei glücklich mit dem, was er in seinem Leben erreicht hat. Die Fußballer merken auf die Dauer auch, dass Gewinnen und Verlieren etwas sehr Vielschichtiges ist. Um Lebensgeschichten zu erzählen, braucht man Zeit, braucht man eine epische Form. Dann können die Dinge in ihren vielen Facetten sichtbar werden.
Christoph Hübner: Das Chronikale ist etwas, was der Dokumentar lm besonders gut kann. Wie verändern sich die Gesichter, die Haltungen von Menschen? Was ist wie angelegt und kommt heraus, wie verändern sich die Zeitumstände? Das sind Prozesse, die der Dokumentarfilm darstellen kann wie kaum ein anderes Medium. Veränderungen, die im Äußeren sichtbar werden und doch so viel mehr erzählen. Länger an einem Thema dranzubleiben, kommt auch dem Bedürfnis nach Tiefe entgegen. Wir machen gern so etwas wie Zyklen zu einem Thema.
Wie würdet ihr generell eure Beziehung zum Fußball beschreiben? Seid ihr beide Fans?
Gabriele Voss: Fußball hat mich ab dem Moment mehr interessiert, als ich eine Beziehung zu den Menschen hatte. Plötzlich wollte ich auch, dass ein Spieler aufgestellt wird, und dass Borussia gewinnt.
Christoph Hübner: Fan von Borussia Dortmund wurde ich erst, als wir ins Ruhrgebiet gekommen sind. Für Die Champions waren auch noch der VfL Bochum und Ajax Amsterdam im Gespräch, die damals auch eine gute Jugendarbeit hatten. Schließlich hat sich aber doch Borussia durchgesetzt. Ottmar Hitzfeld war damals Sportdirektor. Er fand das Projekt spannend, wir verstanden uns gut, er hat viele Türen für uns geöffnet. Ohne ihn wäre das gar nicht so möglich gewesen, dass ich relativ ohne Einschränkungen in Kabinen und bei Spielen drehen konnte und überhaupt einen guten Zugang hatte. Auch beim BVB ist seither alles noch professioneller und hermetischer geworden. Ich weiß nicht, ob so ein Projekt heute noch möglich wäre.
Ist Nachspiel ein Film überwiegend für Fußballinteressierte?
Gabriele Voss: Das glaube ich nicht. Die Trilogie erzählt von jungen Menschen, die einen großen Traum haben. Sie erzählt, was alles dazu gehört, um diesen Traum zu verwirklichen. Vor allem sehr viel Arbeit, Ausdauer, Disziplin, ein großer Wille. Das lässt sich übertragen auf andere Träume oder Ziele, die man sich setzt, ob jemand z.B. Musiker, Tänzer oder vielleicht Forscher werden will o.ä.
Christoph Hübner: Wir haben sehr schnell erfahren, dass Talent allein nicht reicht. Dass neben starkem Willen und Disziplin auch Verzicht dazu gehört und der Umgang mit Niederlagen. Und
dass eben auch ein Preis zu zahlen ist. Eine gute Selbsteinschätzung und die Fähigkeit zur Selbstkritik sind ebenfalls wichtig. Wenn man die ganze Trilogie sieht, kann man sehr Vieles mitnehmen, das sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen lässt.
Wie sind die Aufgaben zwischen euch bei der Arbeit verteilt?
Gabriele Voss: Christoph reist sehr viel mit der Kamera. Er hat dann oft kein großes Team dabei, das ist nicht so aufwendig. Im Lauf der Zeit entsteht dann sehr viel Material. Ich lasse das Material nicht einfach liegen, ich schaue es an und notiere, was entstanden ist, sonst finde ich später nichts wieder. Ich sorge dafür, dass das Material schon relativ geordnet und beschrieben ist, wenn wir mit dem Schnitt anfangen. Das hat dann letztendlich auch die Arbeit für Nachspiel erleichtert. Die intensive Beschäftigung mit dem Material macht immer auch Freude, weil dann schon Ideen kommen, was und wie später vielleicht erzählt werden könnte, auch wenn der konkrete Film noch gar nicht fertig gedreht ist. Nach und nach entstehen so schon Teile einer Erzählung.
Christoph Hübner: Ich drehe gerne, mache selbst die Kamera. Ich habe früher auch viel fotografiert. Es gibt da eine bestimmte Ungeduld, in die Welt zu gehen und etwas zu machen, ich drehe neben den großen Projekten auch sonst viel mit Menschen oder Motiven, die mich interessieren. Es gibt also noch einiges an Material, nicht nur zum Fußball, das wir mit der Zeit später vielleicht noch einmal zu kleinen Filmen oder Zyklen zusammenstellen.
Was hat euch bei der Montage dramaturgisch bestimmt?
Gabriele Voss: Der Kern der Geschichte ist: Menschen haben einen Traum. Der Traum geht für jeden ganz anders auf, manchmal eben auch überhaupt nicht. Beim Schnitt achten wir darauf, dass von der Vielschichtigkeit der Menschen etwas sichtbar wird. Wir suchen eine Balance zwischen dem Wunsch und dem Bemühen, ein professioneller Fußballer zu werden und gleichzeitig ein Mensch mit einer bestimmten Herkunft, bestimmten Neigungen oder auch bestimmten Grenzen zu sein.
Christoph Hübner: Florian Kringe hatte zum Beispiel so viele Verletzungen in seiner Karriere, dass wir das Gefühl hatten, wenn wir die alle zeigen, überschatten sie alles andere, seine Spielfreude, sein Teamgeist, und dass er sich ja trotzdem als Profifußballer über Jahre in der ersten Liga durchgesetzt hat. Deshalb haben wir die Verletzungen etwas zurückgenommen. Das ist ein Beispiel für die Balance, von der Gabi sprach.
Nachspiel nimmt sich nun auch die Zeit, die beiden Vorgängerfilme noch einmal ein wenig zu rekapitulieren. Was hat euch zu diesen „Rückblenden“ bewogen?
Christoph Hübner: Am Anfang dachten wir, wir würden vor allem von diesem Abschied und von der Gegenwart der Spieler nach dem Fußball erzählen. Das allein trug aber irgendwie nicht.
Zugleich ist das Material aus den ganzen 20 Jahren ein großes erzählerisches Kapital.
Der Film drängte in die Richtung, diese Entwicklung noch einmal mit zu erzählen. Die Protagonisten sehen auch selber ihre alten Szenen, erleben also eine Wiederbegegnung mit der Vergangenheit. Auf einmal begann das Ganze zu leben, zu glänzen.
Gabriele Voss: Erstaunlich war über die 20 Jahre, die das Projekt gedauert hat, dass am Anfang bei den Figuren schon Dinge sichtbar sind, die als Fähigkeiten und Charakter später noch deutlicher werden. Und jungen Menschen beim Erwachsenwerden zuzusehen, ist in einem Langzeitprojekt ohnehin etwas Wunderbares. Ich glaube, die Rückblicke schaffen eine große Intensität. Rein von der Filmzeit her gesehen, sind sie der kleinere Teil des Films.
In Nachspiel geht ihr auch auf die generelle Entwicklung des Fußballs ein. Wie wichtig wurde dieser Aspekt mit der Zeit?
Christoph Hübner: Das ist ein Subtext. Der Fußball hat sich sehr verändert in den 20 Jahren. Er ist viel schneller und intelligenter geworden. Es ist kein Zufall, dass so eine Fußballmaschine, wie wir sie zeigen, Bestandteil des Trainings geworden ist. Das ist
ein sehr anspruchsvolles System, macht den Spielern aber Spaß, vor allem den jüngeren. Auch Drohnen- Aufnahmen hatten wir davor in unseren Filmen noch nie. Hier aber wollte ich dieses von oben Schauen einmal ausprobieren. Diese Abstraktion zeigt uns etwas über den heutigen Fußball. Das hat etwas von einer großen Maschinerie. Wenn man die alten Trainingsbilder noch im Kopf hat, ist der Unterschied enorm. Mit Lars Ricken bin ich einmal über das neue Trainingsgelände gegangen. Das sah völlig anders aus, als wo wir mit dem Projekt begonnen haben. Inzwischen ist da alles hochmodern mit beheizten Trainingsplätzen, Kameras, Pulsmessern, diesem und jenem. Die vielen verschiedenen Mannschaften aus all den Jahrgängen, die da nebeneinander trainieren, dass sollte also eine Rolle spielen im Film. Der Traum beginnt immer wieder von vorn.
Gabriele Voss: Bei den Drohnenaufnahmen denkt man vielleicht auch an Games und ist sich nicht ganz sicher, ob da wirkliche Spieler auf dem Feld herumlaufen. Dieses Changieren zwischen realen Menschen und Spielfiguren war auch ein Gedanke, der uns bei diesen Aufnahmen gereizt hat.
Christoph Hübner: Im Moment gleichen sich die Computerspiele und die Fußballspiele immer mehr an. Vielleicht wird sich das irgendwann ganz nahe kommen.
Es gibt in Nachspiel diese spannende Szene mit Florian Kringe und Lars Ricken, der 1997 das dritte Tor für Borussia beim Sieg in der Champions League erzielt hat. Seine Karriere verlief halbwegs so, wie es sich alle Nachwuchsspieler wohl erträumen würden. Wie kamt ihr an ihn heran?
Christoph Hübner: Ich war für Die Champions mit den Profis in der Türkei im Trainingslager. Lars Ricken kam damals aus der eigenen Jugend des BVB. Ich drehte ein Interview mit ihm und fragte: Was ist entscheidend für den Durchbruch als Fußballprofi? Talent? Wille? Glück? Seit damals gab es einen Kontakt zu Ricken. Bei Nachspiel hat er sehr offen über sein Karriereende und über den heutigen Fußball gesprochen.
Ihr seid als Filmemacher des Ruhrgebiets bekannt, jedenfalls ist das ein wichtiger Teil eurer Arbeit. Der Fußball hat hier einen besonderen Stellenwert. Seht ihr die Trilogie auch in diesem Zusammenhang?
Christoph Hübner: Der Impetus, über Fußball etwas zu machen, hatte auch damit zu tun, dass dieser Sport so etwas wie ein Brennglas für die Verfassung einer Gesellschaft ist. Für das Ruhrgebiet gilt das noch einmal starker. Es ist sicher nicht zufällig, dass Fußball in der Kultur des Ruhrgebiets eine so große Rolle spielt – als Mannschaftssport und als Thema, über den man endlos reden kann. Das Ruhrgebiet lässt uns nicht los.
Die Trilogie des Fußballer-Lebens
Der 1. und 2. Teil
Die Champions
Dokumentarfilm | D 2003 | 129 Min.
Die Nachwuchsfußballer von Borussia Dortmund. Mehrere Male Deutscher Meister, mit der A-Jugend sogar fünfmal hintereinander. Die Spieler kommen von überall her: aus Ghana, Chile, Spanien, aus der Ukraine, aus allen Ecken Deutschlands, aber auch aus Dortmund und Umgebung. Sie wurden von Talentspähern gesichtet und aus den Besten ihres Jahrgangs ausgewählt. Sie leben zu Hause oder in einer eigenen Jugendvilla des Vereins. Sie träumen von einer Karriere als Profi. Bei Borussia Dortmund oder anderswo.
Einige von ihnen haben Christoph Hübner und Gabriele Voss über Jahre begleitet bei ihrem Versuch, den Traum von einer Profikarriere zu verwirklichen. Wer schafft den Sprung? Wer wird sich durchsetzen, wer zurückbleiben? Und für die anderen: Aus der Traum? Und was kommt danach? Ein dokumentarischer Kinofilm über vier junge Fußballstars, über ihren Kampf um den Aufstieg ins Profigeschäft, über Siege und Niederlagen, über persönliche Tragödien und Rückschläge, über drei nicht ganz alltägliche Jahre als Nachwuchsfußballer bei Borussia Dortmund.
Weitere Informationen zum Film
Ab dem 20. Mai 2021 ist DIE CHAMPIONS hier im Stream erhältlich.
Halbzeit
Dokumentarfilm | D 2010 | 100 Min.
Am Anfang stand ein Traum. Der Traum, Fußball zu spielen, vielleicht einmal ein Profi zu werden, ein Star. Seit 1998 begleitet die Kamera von Christoph Hübner fünf junge Leute, allesamt Ausnahmetalente aus der Jugend von Borussia Dortmund, auf ihrem Weg, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Nach dem ersten Film Die Champions der 2003 in die Kinos kam und den Übergang von der Jugend in den Profifußball schildert, erzählt der neue Film Halbzeit von den gleichen Spielern in der ‚Mitte ihrer Karriere’. Sie sind jetzt 26, 27 Jahre alt und in alle Welt verstreut. Einer von ihnen, Florian Kringe, hat es tatsächlich geschafft, hat seinen Traum vom Profi-Fußballer in der ersten Bundesliga verwirklicht. Zwei andere, Francis Bugri und Mohammed Abdulai quälen sich in den unteren Ligen herum, werden von Verein zu Verein gereicht. Claudio Chavarria tingelt mit Fußball durch Südamerika, verdient immerhin genügend Geld, um sich ein paar Lastwagen zu kaufen für das Leben danach. Heiko Hesse schließlich hat den Fußball ganz aufgegeben, studierte erfolgreich in Oxford und schaffte es danach bis in die Weltbank nach Washington.
Weitere Informationen zum Film
Ab dem 17. Juni 2021 ist HALBZEIT hier im Stream erhältlich.
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